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Wildbienenschutz – von der Wissenschaft zur Praxis

Die Autoren Antonia Zurbuchen und Andreas Müller haben in ihrem Buch „Wildbienenschutz – von der Wissenschaft zur Praxis“ (erschienen 2012 im Haupt Verlag) den aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand über die Biologie, den Schutz und die Artenvielfalt unserer Wildbienen zusammengefasst. Im Folgenden wird das neunte Kapitel „Nahrungskonkurrenz zwischen Honigbiene und Wildbiene" stark verkürzt wiedergegeben. Eine Recherche von Vera Breuer:


Die starke Gefährdung der Wildbienen ist zunächst unabhängig von der Honigbiene entstanden und vor allem auf die Intensivierung der Land- und Forstwirtschaft zurückzuführen. Nistmöglichkeiten sind weggefallen und das Nahrungsangebot ist geringer geworden. Wild- und Honigbienen fliegen zu bestimmten Jahreszeiten zu großen Anteilen die gleichen Pflanzen an. Die Honigbienen sind im Vergleich zu den Wildbienen konkurrenzstärker. Das ist u. a. auf das Vorhandensein von Scout-Bienen und die präzise Kommunikation zurückzuführen, über die auch weit entfernte Nahrungsquellen schnell erschlossen werden können. Ein weiterer Vorteil der Honigbienen ist, dass sie aufgrund der Stockwärme und der immer zur Verfügung stehenden Energievorräte (eingelagerter Honig) morgens schneller mit den Sammelflügen beginnen können als die größtenteils solitär lebenden Wildbienen. Je nach Dichte kann das dazu führen, dass die Honigbienen das Pollen- und Nektarangebot der bevorzugten Blüten drastisch reduzieren können und die Wildbienen, die sich z. T. stark spezialisiert haben, ausweichen müssen. Wenn nun die Alternativen fehlen oder nur unzureichend vorhanden sind, kann das dazu führen, dass die Wildbienen kleinere und weniger Nachkommen produzieren, was wiederum zu lokalen Bestandseinbußen führen kann.

       In einigen Studien wurde festgestellt, dass die Konkurrenz durch die Honigbiene aufgrund der zeitintensiveren Sammelflüge die Wahrscheinlichkeit der Parasitierung erhöht, weil die Brutnester länger unbewacht bleiben. Wenn das Blütenangebot ausreichend, vielfältig und gleichmäßig verteilt vorkommt, dürften Honigbienen kein Problem für Wildbienen darstellen. Ein schädigender Einfluss ist nur zu erwarten, wenn ein quantitativ und qualitativ geringes Pollenangebot zu einer starken Überlappung in der Nutzung der gleichen Blüten führt.

       Es wird empfohlen, in Schutzgebieten grundsätzlich keine Honigbienenkörbe aufzustellen und auch in ausgeräumten Landschaften einen Sicherheitsabstand von 1 bis 2 km zum Schutzgebiet einzuhalten. Um die Situation am Hohner See endgültig beurteilen zu können, wäre es wichtig zu wissen, welche Wildbienen am Hohner See vorkommen. Eine Kartierung oder eine Potentialabschätzung anhand der vorkommenden Blütenpflanzen ist aber sehr aufwendig. Da das Vorkommen von Blütenpflanzen in der näheren Umgebung der Schutzgebiete begrenzt ist, sollten Honigbienenkörbe daher sicherheitshalber außerhalb der Schutzgebiete mit ausreichendem Sicherheitsabstand aufgestellt werden und nach Möglichkeit sollte das Blütenangebot in unmittelbarer Umgebung der Körbe erhöht werden.

Der Einfluss von Graugänsen auf Seen

Einige Informationen, Gedanken und Eindrücke 

Viele Naturschützer halten Gänse für mit ursächlich beteiligt, was den Schilfrückgang in Seen anbetrifft. Die Einflüsse der Gänse auf stehende Gewaesser bestehen im Wesentlichen:

 

1. im Verbiss der jungen Triebe

2. in der Eutrophierung durch Kot

 

Von Peter Stechmann: "Seit nunmehr 50 Jahren kenne ich den Bistensee sehr genau, da wir dort regelmäßig Wochenenden und Ferien verbracht haben. Der See war früher von einem üppigen Röhricht umgeben, bestehend aus Binsen, 2 Sorten Rohrkolben und hauptsächlich Schilf. Es gab eine ca. 250 x 60 m große Schilfinsel, die ich regelmäßig beobachtete. Im Sommer schliefen nachts viele Tausend Stare und Hunderte Schwalben im Schilf, die sich vorher in beeindruckenden Flugspielen wie am Hohner See sammelten. Wir freuten uns, als vor etwa 30 Jahren die ersten Graugänse den Frühling ankündigten und brüteten. Es wurden immer mehr, und heute ist der ständige Bestand etwa 300 Vögel groß bei 20 bis 25 Brutpaaren. Kanadagänse gibt es erst seit 3 Jahren, 2012 etwa 20 bei 3 Brutpaaren. Nilgänse sind nur gelegentlich vorhanden. Seit der Rückkehr der Gänse ist der Schilfgürtel ständig zurückgegangen. Die Schilfinsel ist bis auf den letzten Halm verschwunden und der Ufersaum ist bis auf wenige Rudimente durch Gänsefraß zerstört. Die Gänse vernichten jedes Jahr ein bis zwei Meter Schilfgürtel."

 

Von Rainer Brinkmann: "Dass gehölzfreie Ufer schilffrei sind, stimmt hauptsächlich für steile Ufer und angrenzende Waldhänge. Ansonsten sind unsere waldreichsten Seen im Programm wie Westensee, Selenter See, Schaalsee, Kellersee, Ukleisee doch zumindest derzeit noch die schilfreichsten. Die Ausdehnung des Schilfröhrichts hängt auch wesentlich davon ab, wie weit sich das Schilf in den See verbreiten kann. Bezüglich des heute praktisch schilffreien Schöhsees (kein Wald) wurde von E. Schmidt in seinem Lehrbuch "Ökosystem See" um 1970 die Beweidung als Ursache für den Schilfschwund angeführt. ... Bei der Literaturrecherche zu unserem kleinen Dümmer-Projekt ist klar geworden, dass dort für den massiven Schilfrückgang nur die Regulierung des Wasserregimes auf konstante Wasserstände ursächlich sein kann. Das hat man dort schon vor einem halben Jahrhundert erkannt und beschrieben ..."

 

Eine überschlägige Rechnung auf dem Jahrestreffen der Naturschutzgebietsbetreuer von Hans-Jürgen Gosch ergab Folgendes: Mehrere Tausend Gänse verbringen am Hohner See geschätzte 100 Tage rastend. Im Schnitt nehmen sie vielleicht 12 Stunden lang Nahrung auf (z. B. von Maisäckern) und bringen anschließend 12 h auf dem See zu und koten hier. Der Kot mag etwa 5 cm lang und 1 cm dick sein. Wenn jede Gans 2 x pro Nacht kotet, so kommt man für den Hohner See überschlägig auf 1 bis 3 Gülleanhänger pro Saison. Dass die nicht folgenlos bleiben koennen, leuchtet ein.

 

Von Arne Drews: "Ein Projekt mit den Gänsen an den Plöner Seen ergab als Fazit: Es kommt drauf an! Fakt ist, dass tiefe Gewässer mit Bäumen schlecht für Schilf sind. Dort holt sich das Wasser-Schilf Energie an Land und in der Übergangszone zum Wasser. Stehen dort Bäume und beschatten das Schilf, ist es auch schlecht für das Schilf. Meist erledigen die Gänse dann "nur den Rest". Hat man aber am Ufer keine Gehölze und holt sich das Schilf dort ausreichend Kraft, dann gibt es auch umfangreiche Schilfbestände beim Vorhandensein von sehr vielen Gänsen. Siehe auch die 'Gänsewiesen' an der B76 kurz vor Plön.

       Die einzigen größeren Schilfbestände am Kleinen Plöner See (an der Tiefenzone) sind da, wo die meisten Gänse sind. Der Hauptfaktor ist aber die starre Pegelung der Seen, also das Festfahren eines bestimmten Wasserspiegels. Schilf kann mit wechselnden Wasserständen viel besser leben als Bäume. Insofern wachsen bei starren Pegeln die Bäume auch nah am Ufer und treten in Konkurrenz zum Schilf. In diesen Fällen sind Vertritt durch Großvieh oder Verbiss durch Gänse offenbar zweitrangig."